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Der
Heilige Geist als Liebes- und Gnadengeschenk
Große
Überraschung hat der Heilige Vater ausgelöst, als er am Pfingstfest vorigen
Jahres seine Enzyklika veröffentlichte. Sie wurde mit großer Begeisterung
aufgenommen. Denn wir leben in dem Zeitalter eben dieses Heiligen Geistes, wie
es schon Pius XII. verschiedentlich in den letzten Jahren seines Pontifikates
betonte. Das 2. Vatikanische Konzil sah sich wie zu Pfingsten im Abendmahlsaal,
versammelt um Maria, die Mutter, wie nach dem Pfingstfest die Kirche wie im
Sturm die Welt eroberte -und nicht ohne große Widerstände, aber die größte Gnade
erlebte, indem der entschiedenste Widersacher - Saulus aus Tharsus - vor den
Toren von Damaskus unter dem Eindruck der himmlischen Stimme Christus als
Messias anerkannte.
Doch
nur wenige Jahre genügten, um die Notwendigkeit einer Besinnung auf die
Offenbarung des Herrn allen bewusst zu machen. Denn durch die Verbreitung des
Christentums unter den Heiden stellte die Kirche vor ganz neue Probleme. So fand
das erste Konzil statt (49), bekannt unter dem Namen „Apostelkonzil".
In der
Dynamik der Missionstätigkeit - vor allem in den fünfziger Jahren, verstärkt
noch durch die politischen Entwicklungen der Entkolonialisierung der sechziger
Jahre war ein Konzil unausweichlich. Heute stehen wir staunend vor der Tatsache,
dass bereits zweidrittel der Kirche in der Dritten Welt beheimatet sind: eine
ganz neue Situation.
Es war
darum gut, dass Johannes Paul II. zuerst dem Erlöser des Menschen das Wort
gönnte in seiner ersten Enzyklika, dann dem sich erbarmenden Vater und nun nach
der Erfahrung seiner vielen Reisen und dem zuweilen hohen Wellengang in der
kirchlichen Innern Entfaltung der Ortskirchen dem Heiligen Geist.
Unser
Jahrhundert ist dem Herzen Jesu geweiht. Darum greift der Heilige Vater bewusst
das Herz des Erlösers als den Ausgangspunkt der Sendung des Heiligen Geistes
auf, wie es schon Pius XII. in seiner berühmten Enzyklika über den Mystischen
Leib getan hatte.
An
zentraler Stelle der Enzyklika schreibt der Papst: „Der Heilige Geist als Liebe
und Gnadengeschenk versenkt sich gewissermaßen in die Herzmitte jenes Opfers,
das am Kreuze dargebracht wird ... Weil das Kreuzesopfer ein eigener Akt Christi
ist, empfängt auch er den Heiligen Geist. Er empfängt ihn aber auf solche Weise,
dass er ihn dann - und nur er allein mit dem Vater - den Aposteln, der Kirche,
der Menschheit geben kann."
Was
soll der Heilige Geist bei uns bewirken? Unmissverständlich legt der Heilige
Vater dar, dass wir ein neues Herz und darum einen neuen Geist erhalten. Was
Johannes Paul II. wünscht, ist klar: dass der Heilige Geist der Welt und uns
insbesonders zum Bewusstsein bringt, dass es eine Sünde gibt, eine Gerechtigkeit
und ein Gericht.
Eigenartig, wie ausführlich er gerade über die Bedeutung des Gewissens spricht.
Hier ist der Personkern des Menschen. Aus sich aber hat der Mensch nicht die
Fähigkeit, Gut und Böse zu unterscheiden. Die hat nur Gott. Darum gibt dieser
Heilige Geist ein verschärftes Sündenbewusstsein - ja eine Zartheit des
Gewissens, die alles, was der Geist will, auffängt und verwirklicht.
Zugleich gießt das göttliche Herz Jesu seine Liebe, seinen Geist in unsere
Herzen, damit wir lieben können - mit der Intensität, die er hat: Liebt
einander, wie ich euch geliebt habe. Dieser Geist gibt unserem Herzen die
Fähigkeit zu einem großen Vertrauen und zu steter Treue gegenüber den Weisungen
Gottes.
Während im Alten Bund der Heilige Geist als Gabe geschenkt wurde, ist es anders,
seit Jesus zu Pfingsten seiner Kirche ihn gegeben hat: er ist die Person des
Heiligen Geistes. So wohnt er persönlich in unserem Herzen und gibt das Leben
der heiligmachenden Gnade.
So
konnte schon Pius XI. in seiner Herz-Jesu-Enzyklika (1928) schreiben, dass
dadurch die Herz-Jesu-Verehrung die Schule der Vollkommenheit ist.
Ist es
darum verwunderlich, dass Johannes Paul II. seinem Drängen nachgibt, immer
wieder auf Nazareth zu schauen, wo der Höhepunkt der Heilsgeschichte den
Menschen gezeigt wurde: die Geistüberschattung der Jungfrau Maria, die befähigt
wurde, den Sohn Gottes aufzunehmen mit dem Ja ihres Herzens? So fleht er sie an,
uns eine solche Mächtigkeit zu schenken, durch die völlige Hingabe an den Willen
des Vaters Jesus in unser Herz aufzunehmen, ihm das Herz zu schenken, wie sie in
der Kraft eben dieses Heiligen Geistes das Herz des Gottessohnes geformt hat?
Treffend ist darum das Wort des hl. Pfarrers von Ars: „Wollt ihr den Heiligen
Geist finden? Wo ist die Taube? Im Nest. Wo ist der Bräutigam? Bei seiner Braut.
Wo birgt sich der Heilige Geist? Im Herzen der bräutlichen hl. Jungfrau."
von:
P. DDr. Pauels
Aus
Die Ehrenwache, Heft 3, 49. Jg. 1987
Sagt
hundertmal des Tages, aber sagt es von Herzen: Gott wird uns helfen - und ihr
werdet sehen, dass er es tut.
Franz
v. Sales
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