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Mechanische
Herz-Jesu-Verehrung
Bekanntlich hatte die hl.
Margareta Maria Alacoque ihre Herz-Jesu-Offenbarungen in den Jahren 1673 und
1675. Gerade damals erhielt sie die bekannten Verheißungen, die dem
sakramentalen und inneren Leben der Kirche großen Auftrieb gegeben haben. Was
ist aber der tiefere Sinn der Verehrung des göttlichen Herzens und der
Verheißungen, die an diese Andacht geknüpft sind? Franz von Sales, aus dessen
Heimsuchungsorden die hl. Margareta Maria Alacoque hervorgegangen ist, der
außerdem auf Grund eines leuchtenden Traumgesichtes im Juni 1610 als Wappen ein
loderndes, durchbohrtes, von Dornen umranktes Herz, überragt von einem Kreuz,
seinem neugegründeten Orden schenkte, möge hier kurz seine Antwort geben:
Innerlichkeit, Liebe, Demut.
„Nie habe ich das Verfahren
jener billigen können, die, um den Menschen besser zu machen, die Hand zuerst an
das Äußere legen, an Haltung, Kleidung, Haare. Mir scheint im Gegenteil, man
muss mit dem Inneren beginnen. Bekehre dich zu mir, spricht der Herr, von ganzem
Herzen. Mein Sohn, gib mir dein Herz. Denn in der Tat ist das Herz die Quelle
aller Handlungen. Darum möchte ich vor allem das erhabene und heilige Wort „Es
lebe Jesus“ in dein Herz graben. Denn ich bin gewiss, dass dann dein Leben, das
aus dem Herzen sprießt wie der Mandelbaum aus dem Kern, nur Früchte tragen d. h.
nur Handlungen hervorbringen wird, die mit diesem Heilswort gestempelt sind. Und
gleich wie der heilige Name Jesu in deinem Herzen lebt, so wird er auch in
deinen Handlungen leben, er wird auf deinen Augen, auf deinem Munde, auf deinen
Händen geschrieben stehen, ja selbst auf deinen Haaren, und du wirst mit dem hl.
Paulus sagen können: Ich lebe, aber nicht mehr ich, sondern Jesus Christus lebt
in mir.“
„Sei darauf bedacht, dass
nur Sanftmut und Demut in deinem Herzen weilen. Denn es ist einer der
teuflischen Schliche, dass manche sich mit äußeren Worten und Haltungen dieser
beiden Tugenden beschäftigen, dabei aber ihre inneren Seelenstimmungen nicht
beachten; dass sie meinen, demütig und sanftmütig zu sein und es in Wirklichkeit
keinesfalls sind. Man erkennt das daran, dass sie trotz alles sanftmütigen und
demütigen Getues bei der geringsten Gegenrede, bei der geringster Beleidigung
mit unerhörter Heftigkeit aufbrausen.“
„Die Sanftmut und Güte, die
über allem steht und unter allen Tugenden hervorragt, ist die Blüte der Liebe,
die nach dem hl. Bernhard vollkommen ist, wenn sie nicht nur geduldig, sondern
auch sanftmütig und gütig ist.“
„Nicht nur unsere Worte
gegen den Nächsten sollen milde sein, sondern auch Herz und Seele. Gegen die
Liebe verfehlen sich schon, die auf der Straße den Engeln gleichen und im Hause
dem Teufel.“
„Das gleichmütige Herz ist
wie eine Wachskugel in den Händen seines Gottes, die unterschiedslos die
Eindrücke des ewigen Wohlgefallens annimmt, ein Herz ohne eigene Wahl, in
gleicher Weise bereit für alles, ohne jedes andere Ziel seines Wirkens als den
Willen seines Gottes. Es heftet seine Liebe nicht an Dinge, die Gott will,
sondern an den Willen Gottes, der sie will. Darum wählt es um jeden Preis jenes,
in dem er in höherem Maße ist.“
„Es gibt wohl gewisse
kurze, fromme Aufwallungen, die wir manchmal fühlen, die sich aber auch schnell
wieder verflüchtigen. Dies sind aber nur Wirkungen unserer Natur. Auf sie dürfen
wir nicht mehr vertrauen, als die Matrosen auf den Wind, der sich beim Anbrechen
des Morgens erhebt. Sie entstammen unserer Eigenliebe, die sich stets nur mit
sich selbst beschäftigen will.“
„Es gibt nun einmal Dinge,
die manche für Tugenden halten, die es aber keineswegs sind. Sehen wir von den
Standestugenden ab, so müssen wir jene bevorzugen, die vorzüglicher sind, und
nicht jene, die mehr ins Auge springen. Wir haben es unternommen, anständige und
fromme Menschen zu werden. Danach müssen wir streben. Verlegen wir uns einfach,
demütig und fromm auf die kleinen Tugenden, deren Erwerb der Herr unserer Sorge
und unserer Arbeit anheim gestellt, in der Geduld, herzlichen Abtötung, Demut,
Armut, im Gehorsam, in der Keuschheit, in der Liebe zum Nächsten, im Ertragen
seiner Fehler, in der Sorgfalt, im heiligen Eifer.“
„Schauen wir auf die
seligste Jungfrau. Sie sprach: Ich bin eine Magd des Herrn. Sie nennt sich Magd,
zeigt dadurch ihre abgründige Demut, eine größere Niedrigkeit, als wir sie zur
Schau tragen könnten, da sie die größte Würde erhielt, die je ein Mensch
erhalten kann: Gottesmutter zu werden. Und doch spricht sie: Mir geschehe nach
deinem Wort! Ohne Bedenken spricht sie es. Aus ihrer Demut wächst ihre Stärke
und ihre Großmut, so, dass sie die Kraft zu allen Tugenden in sich spürt.“
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