Wie
soll der Priester sein?
Am
28. Oktober endete die 8. Bischofssynode in Rom. Ausführlich beschäftigten die
Bischöfe sich im Beisein des Heiligen Vaters mit Wesen und Aufgaben des
Priesters in unserer Zeit.
Über
200 Berichte und Informationen mit all den Vorschlägen für einen Weg in die
Zukunft der Kirche und des Geweihten des Herrn.
Was
allen klar war, wurde von keinem angezweifelt. Die außerordentlichen
Vollmachten, die Christus seinen Aposteln — den Bischöfen und Priestern —
übertragen hat, sind nicht ersetzbar, gleich durch welche Gruppe des
Gottesvolkes oder einen Stand.
Für
Verkündigung und Sakramentenspendung, wie Darbringung des heiligen Opfers, ist
die Kirche in ihrem priesterlichen Dienst die einzigartige und nicht
delegierbare
Vermittlungsinstanz, — wie ein bekannter Professor für die Ökumene an einer
deutschen Universität es deutlich formulierte.
Doch
ist es interessant, die Berichte der einzelnen Ortskirchen zu vergleichen. Einig
sind sich alle über eine gediegene wissenschaftliche Ausbildung in Theologie
und Philosophie. Wünschenswert ist allerdings in der internationalen Verflechtung das Studium der modernen Sprachen wie eine gründliche Kenntnis in
den Bereichen von Wissenschaften und Technik in ihrer übermächtigen Geltung
unserer Zeitepoche.
Aber
weit wichtiger schien allen die Spiritualität, das innere Leben. Der Priester
ist nicht nur ein anderer Christus, weil sich Christus mit ihm identifiziert,
sondern auch in einer intensiveren Form mit dem Innenleben Christi verbunden als
die anderen des Gottesvolkes.
Darum
beherrschte die Überlegungen die Stellung des Priesters zu Christus. Man warnte
jedoch davor, dass sich der Diener der heiligen Geheimnisse ein eigenwilliges
Christusbild mache; es müsse orientiert sein am Evangelium — in Lesung und
Meditation. Vor allem Kuba und Peru in Mittelamerika und Zaire und Kongo-
Brazzaville legten großen Wert auf die persönliche Begegnung mit dem Herrn,
damit vor allem das Herz entflammt werde. Australien möchte als Mitte des
priesterlichen Dienstes das eucharistische Opfer und das unabdingbare Ja zu der
eucharistischen Gegenwart im Heiligsten Sakrament. Neuseeland wünscht sich den
Verwalter der göttlichen Geheimnisse als den Mann des Gebetes, Indien als den
Mann, der nicht wie ein Mulla ist, sondern die ganze spirituelle Fülle der
Gnade ausstrahlt als ein wirklicher Mann Gottes: Gott in ihm.
Doch
der Priester bedarf der Gemeinschaft, wie Christus die Gruppe der Zwölf um sich
geschart hatte, so dass der einzelne Priester nicht vereinsamt.
Darum
legen die Philippinen wie Äthiopien, Mozambik und Argentinien großen Wert auf
das Gemeinschaftsleben in Gruppen oder Bruderschaften — als Zusammenhalt gegen
Veräußerlichung, Säkularisierung und Materialismus. Frankreich wie auch unser
Land wünschen einen regen Kontakt mit den geistlichen Gemeinschaften.
In
Peru, wo der „Leuchtende Pfad" auch während des Papstbesuches Unsicherheit und
Angst verbreitete, sieht der Berichterstatter nur die einzige Möglichkeit zu
einer Lösung für den priesterlichen Dienst in der Herz-Jesu-Verehrung. Der
Bezugspunkt — vor allem durch die Weihe unseres Jahrhunderts an das Herz Jesu
durch Leo XIII. — ist das Herz des Hohenpriesters in einer intensiven
Betrachtung des Evangeliums — als Leitbild für jede konkrete Lebenssituation.
Es ist die Liebe, die nährt und das Leben durchdringt. So wird das Herz mit der
Gnade erfüllt, versenkt sich in eine große Vertrautheit mit dem Herrn, der gütig,
barmherzig und treu ist. Nicht die Praktiken dienen ihm zur Evangelisierung,
sondern Jesu Herz und Geist. Der Apostel gibt dem Jünger des Herrn die Losung:
Herz zu Herz.
Diese
Haltung — so betont der Referent — ist unabdingbar. Er regt eine Enzyklika
an „Der Erlöser des Herzens“ als Leitfaden für die Situation unserer Zeit.
So wird er — und dem stimmte Kuba zu — ein lebendiges Evangelium.
Seltsamerweise fühlte sich besonders Bulgarien auch von dieser Sicht
beeindruckt.
Wie
der Vertreter von Zaire bezeugt, sind es vor allem die alten Missionare, die
durch diese geistliche Haltung die Jungen beeindrucken.
Doch
eines zeigte sich verblüffend, wie Skandinavien, die Niederlande und jetzt die
befreiten Ostkirchen bezeugten, dass die Seminaristen wieder in die Anfangsgründe
der Glaubenswahrheiten eingeführt werden müssen, ehe eine Ausbildung erfolgen
kann.
Wie
war die Atmosphäre? Einmalig in nüchternem Optimismus und Brüderlichkeit. Auf
der letzten Synode führte die lateinamerikanische Befreiungstheologie das Wort.
Jetzt war es anders. Ungeheueren Eindruck hinterließ der Berichterstatter der
slavischen Gruppe, der zum ersten Mal nach den Ereignissen der letzten Monate an
einer Synode teilnahm. Alle waren erschüttert und beschämt, als sie konkret
von den Erfahrungen der Bischöfe ins Bild gesetzt wurden — Folter,
Verachtung, Getretensein, zugleich im Halbdunkel persönlichen Glaubens und
Hoffens.
Diese
Bekenner und Märtyrer prägten das Klima.
So
wurde allen deutlich, was Kardinal Stepinac und Johannes Paul II. bei seinem
Besuch in Prag darlegte: die geheime Kraft für den Zeugnisdienst von Priestern
und Bischöfen war jene Frau, die im Schatten des Kreuzes gestanden: als
schmerzhafte Mutter, aber auch als Trösterin der Betrübten.
P.
DDr. H. Pauels OSFS
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