Salesianischer Rosenkranz
Pius X. gab sterbend der
Kirche sein Vermächtnis. Es war das Rosenkranzgebet. „Gedenket meiner, wenn ihr
die allerseligste Jungfrau anruft,“ bat er noch mit erkaltenden Lippen. Pius XI.
nannte den Rosenkranz die letzte Waffe im Kampfe gegen den atheistischen
Kommunismus und rief seiner Umgebung zu: „Sagt meinen Priestern: Der Papst geht
nie zur Ruhe, bevor er nicht seinen Rosenkranz gebetet hat.“ Als das kostbarste
Geschenk, das er in seinem Pontifikate erhalten hatte, betrachtete er den
Rosenkranz des hl. Pfarrers von Ars.
In unserer Zeit ist das
Rosenkranzgebet vor allem durch die Ereignisse von Fatima stark aufgeblüht. Es
zeugt von einem tiefen Verständnis für dieses Gebet, dass man keine Mühe scheut,
diese Gebetsweise vor Eintönigkeit und Oberflächlichkeit zu bewahren.
Schon der hl. Franz von
Sales hatte aus diesem Bestreben heraus für eigenen Gebrauch, wie auch für die
seelischen Bedürfnisse seiner Beichtkinder zwei Methoden ausgearbeitet.
In einer Anleitung, die er
in einem Briefe von der Vigil der Himmelfahrt Mariens gab, legt er den vollen
Nachdruck auf die Betrachtung, die dem Rosenkranzgebet eigen ist. „Denke an das
Geheimnis in dem Maße, wie es Dir möglich ist, erinnere Dich an den Vorsatz, den
Du gefasst hast, sprich aber vor allem die heiligen Namen Jesus und Maria mit
größter Ehrfurcht des Herzens aus. Wenn Dir Gefühle und fromme Regungen
aufsteigen, verweile bei ihnen, so lange Du kannst. Lass sie bei der Betrachtung
während des ganzen Rosenkranzgebetes schwingen. Vor allem danke Gott aus ganzem
Kerzen für diese Gnade, dass Du den Rosenkranz beten darfst. Verrichte dieses
Gebet ganz zur Ehre Gottes, zum Heile seiner Kirche, aus deren Schoß Du geboren
wurdest, in der Meinung, dass Gott alle zu ihr zurückführen möge. Bevor Du
anfängst, grüße Maria als die Tochter des Vaters, die Ihm am teuersten war, als
die Mutter des Sohnes, die Seine größte Liebe erwarb, als die Braut des Heiligen
Geistes, die in größter Vereinigung mit Ihm lebt. Am Schlusse opfere Dein
Gedächtnis dem himmlischen Vater auf, um stets Seiner Erbarmungen eingedenk zu
sein. Deinen Verstand dem Sohne, um nie Seine Leiden und Sein Sterben zu
vergessen, Deinen Willen dem Heiligen Geiste, um ihn mit göttlichem Geiste
erfüllen zu lassen.“
Die zweite Methode,
die er am Michaelsfeste des Jahres 1608 vorschlug, entsprang aus seiner ganz
tief liturgischen Art. Das Rosenkranzgebet betrachtete er als einen Psalter, der
wie das Brevier eingeleitet und beschlossen werden sollte. Er begann dann seinen
Rosenkranz mit den Worten: „Herr, merk auf meine Rufe, Herr, eile mir zu helfen.
Ehre sei dem Vater usw.“ Er erweckte das große Verlangen, dieses Gebet zur
Verherrlichung des dreifaltigen Gottes zu verrichten, und sang den Hymnus
„Gedenke meines Heiles Quell.“ betete den Versikel „Mache mich würdig, Dich,
heilige Jungfrau, zu preisen“.
So ist es zu verstehen,
dass er das Rosenkranzgebet sogar in den Rahmen des heiligen Messopfers spannte.
Die Geheimnisse dieses Gebetes glich er vollkommen der heiligen Handlung an,
ließ die Lesungen und den Hauptteil der heiligen Messe vom Rosenkranzgebet
organisch umrahmt und durchdrungen werden.
Wie sehr Franz von Sales
auch von Arbeit überhäuft war, nie unterließ er es, sogar den ganzen Rosenkranz
mit allen Geheimnissen zu beten. Dazu hatte er sich in schwerer seelischer Not
vor dem Bilde der wundertätigen Madonna in Paris durch ein Gelübde verpflichtet.
Leicht ist es ihm nicht gefallen, wie er später bezeugt, aber die Erfüllung
dieses Gelübdes war für ihn und sein Werk ein unschätzbarer Segen. Er selbst
wünschte stets, dass man den Rosenkranz beschließen soll wie die Betrachtung:
mit einem geistlichen Blumenstrauß, mit den schönsten Gedanken, die das
Rosenkranzgebet geschenkt. Diese sollen unser Werk durchduften, uns zur
Dankbarkeit und zum Vertrauen anspornen.
Viele seiner schönsten
Ideen stammen so sichtbar aus der intensiven Pflege des Rosenkranzgebetes. Wer
darum sein Leben und sein Werk überblickt, muss ihm recht geben, dass es nur
beglückendste Wahrheit war, was er nach jedem Rosenkranzgebet mit dem Psalmisten
sagte: „Servus tuus sum ego et filius ancillae tuae: Herr, ich bin Dein Knecht
und der Sohn Deiner Magd Maria.“
Oktober 1950
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